Landwirtschaft - Bablhof

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Beucherling

Die Landwirtschaft gestern und heute



Die germanischen Grundbesitzer, die staatsrechtlich allein das Volk ausmachten, lebten auf Bauernhöfen mit Weib, Kind und Gesinde. Diese Höfe, je nach Wohlhabenheit an Größe verschieden, lagen entweder vereinzelt und waren dann durch die gemeinsame Bebauung der umliegenden Felder zur Markgenossenschaft verbunden, oder sie lebten gruppenweise in Weilern und Dörfern. Städtemauern hingegen waren den Germanen verhasst.

Das germanische Wohnhaus war halb in, halb über der Erde gebaut. Die Wände des Hauses waren ursprünglich aus Baumstämmen aufgeblockt. Die Dachdeckung bestand aus Schilf oder Stroh. Von Fenstern oder Schornsteinen keine Spur.

Zum Hof gehörte noch der Vorratsspeicher und der Viehstall. Auch ein Schuppen zur Aufbewahrung des Ackergerätes, des Pferdegeschirrs und der Kaffen, sowie ein Verschlag zum Bierbrauen werden nicht gefehlt haben.

Unter Karl d. Großen erfuhr die Landwirtschaft einen merklichen Aufschwung. Durch Verordnungen und Musterwirtschaften wurden der Getreidebau, die Wiesen- und Waldpflege gegenüber früheren Techniken verbessert, ebenso die Obstkultur, die Gemüse- und
Blumengärtnerei. Zugleich mit den Feldern verbesserten sich auch die Wohnungen. Die Hütte wurde zum Haus.

Im 10. Jahrhundert bahnten sich tiefgreifende Veränderungen an. Die rechtliche Stellung der Bauernschaft sank durch die fortschreitende Entwicklung des Städte- und Kriegswesens. Immer weitere Kreise der Bauernschaft verfielen der Unfreiheit. War die Landesverteidigung vorher noch jedermanns Angelegenheit so wurde der Bauer durch die aufkommende Ritterschaft wehrlos und bald auch ehrlos.

Unter den Heinrichen bestand die Bauernschaft aus einer Minderheit von Freibauern und einer Mehrzahl von Knechtebauern. Der freie Bauer war besitz- und rechtsfähig; er hatte wirkliches Eigentum. Der hörige Bauer hingegen war keine Persönlichkeit, sondern eine Sache.



Vom 12. Jahrhundert an nahm die Landwirtschaft beträchtlich an Umfang zu. Durch Rodung und Trockenlegung von Sümpfen wurde neues Ackerland gewonnen. Obst- Getreide und Gemüsebau wurden vielfältiger. Der massenhafte Verbrauch von Honig ("Lautertrank") und Wachs ("Kerzen") förderte die Bienenzucht
In der Viehwirtschaft wurde die meiste Mühe auf die Schweine- und Pferdezucht verwendet

Ab dem 13. Jahrhundert förderte der steigende Bedarf an Wolle auch die Schafzucht. Zur gleichen Zeit begann man auch schon der Waldverwüstung Einhalt zu gebieten. Noch waren die Wälder so voll von Wild, dass das "große" und das "kleine Weidwerk" keineswegs zum Vergnügen, sondern um des Nutzens willen betrieben wurden. Die "hohe" Jagd war dem Adel vorbehalten, die "niedere", d.h. das Fangen mittels Fallen und Schlingen stand auch dem Bauern auf seinem Grund und Boden zu. Das änderte sich aber dahin, dass dem Bauern das Recht zu jagen überhaupt entzogen wurde

Selbstverständlich unterschieden sich die Bauernschaften. Während der hörige Bauer in ärmlichen Hütten lebte, wohnte der Freibauer nicht selten in stattlichen Häusern. Besonders gedieh das freie Bauerntum, wo es mit dem Meiertum verbunden wurde. Adelige und geistige Herren fanden es nämlich vorteilhafter, ihre Güter, statt sie von trägen Leibeigenen ohne Gewinn bebauen zu lassen, an freie Bauern zu verpachten, welche einen Zins entrichteten

Zu Beginn der Reformationszeit war der vierte, der Bauernstand, weit hinter den anderen zurückgeblieben. Es gab wohl noch einzelne.

Frei- und Großbauern, welche verhältnismäßig gut dran waren, aber im allgemeinen waren sie

"ein mühsälig Volk, jedermanns Fußhader und mit fronen, scharwerken, gültigen, zinnsen, steuern und zöllen hart beschwert und überladen".

Die Lage der Bauern war nicht überall gleich schlecht. So ging es zweifellos den altbayerischen Hofbesitzern besser als denen in den Nachbargebieten. Aber dennoch blieb, nach dem großen Bauernaufstand von 1525, die deutsche Bauernschaft für die nächsten dreihundert Jahre völlig entrechtet.

Besserung versprach erst die Säkularisation im Jahre 1803. 47 Prozent des anbaufähigen Bodens befanden sich damals in geistlicher Hand. Allein in Altbayern hob der Staat über hundert Klöster auf und zog die Vermögen ein. Gebäude und Grundstücke wurden zu Spottpreisen verschleudert. Doch blieben die ausgedehnten Klosterwaldungen, für die man in der geldarmen Zeit keine Käufer fand, im Besitz des Landes Bayern und bilden noch heute eine Hauptgrundlage der Staatsforsten.

Die zweite bayerische Verfassung von 1848 erfüllte die liberalen Forderungen der Zeit. Jetzt wurde das Wahlrecht erweitert und die restlose Bauernbefreiung durchgeführt. Auf dem Lande mussten die Grundherren auf jede Gerichtsbarkeit, auf Zinsleistungen und Frondienste verzichten. Nun erst lebte der bayerische Bauer als freier Mann auf freier Scholle.

War die Landwirtschaft bisher reine Handarbeit, so verdrängte die technische Entwicklung in diesem Jahrhundert, vor allem nach dem 2. Weltkrieg, die körperliche Arbeit. 1951 kam der erste Traktor, 1962 der erste Mähdrescher ins Dorf. Wo früher Knechte, Mägde, Kinder und Nachbarn mit Hand anlegten leisten heute Maschinen ihren Dienst.

1950 gab es in der Altgemeinde folgenden Viehbestand

(in Klammern das Dorf Beucherling)

64 (12) Pferde, 671(175) Rinder, 97 (19) Schafe, 205(55) Schweine, 2146 (666) Hühner, 298 (65) Gänse und 44 (13) Bienenvölker.

Zu dieser Zeit gab es 76 landwirtschaftliche Betriebe, davon 21 in Beucherling.


Zeitgenössischer Bericht von 1963

"Wie die Beucherlinger ihr Brot verdienen

Die Bevölkerung ist ausnahmslos bäuerlich.

Der Bauer gibt im Dorf den Ton an. Von 415 Gemeindebürgern (Altgemeinde) leben etwa 130 im Dorf selbst.

Neben den Bauern finden sich auch solche, die einen Nebenberuf ausüben:

1 Krämer, 1 Schmied, 1 Wagner, 1 Mauerer, 1 Schreiner, 2 Müller, 1 Sägewerkbesitzer.

Bemerkenswert ist, dass die Bauern größtenteils das Brot für ihren Eigenbedarf noch selber backen, zumal im Winter.

Haustiere in der Gemeinde:

31 Pferde, 694 Rinder, 445 Schweine, 8 Schafe, 351 Gänse, 3307 Hühner, 66 Bienenvölker.

Die Pferde nehmen immer mehr ab. Ob sie ganz bei uns verdrängt werden ist fraglich. Nicht wenige Felder sind an Steilhängen, die den Einsatz eines Traktors unmöglich machen.

Die Rinderhaltung nimmt mit der modern gewordenen Milchlieferung zu. Im Dorf selbst liefern alle Bauern ihre Milch ab. Es wird also auch nicht mehr selbst gebuttert. Immer mehr setzt sich die Silofütterung durch, da diese die Milchleistung und den Fettgehalt der Milch günstig beeinflussen.

Die Schweinehaltung scheint für den Bauern ebenfalls wirtschaftlich zu sein, wenn auch oft über niedrige Preise, die der Metzger bezahlt, geklagt wird.

Die Schafe stellen die kleinste Haustiergruppe. Während und nach dem 2. Weltkrieg, als es sonst keine Wolle gab, hatte jeder Bauer Schafe.

Dass nicht mehr Gänse gehalten werden, liegt wohl daran, dass in Beucherling kein Bach oder Dorfweiher vorhanden ist. Der "Lenzen Michl" nennt einen kleinen Weiher auf seinem Anwesen sein eigen. Das sieht man den Gänsen auch an!

Die Hühnerzucht wird von manchen Bauern ziemlich groß geschrieben.

Die Bienenzucht ist in unserer Gegend mehr Liebhaberei. Das Jahr 1963 war ein sehr schlechtes Bienenjahr. Wie Imker Janker mitteilte, reicht der Honigertrag diesmal nicht aus, um die Aufwendungen auszugleichen".

Beucherling war von jeher ein gewachsenes Bauerndorf. Doch haben viele Landwirte in den vergangen Jahren ihren Betrieb aufgegeben. Die Rentabilität, und oft auch die Hofnachfolge, gaben hierfür den Ausschlag. Bezeichnenderweise gibt es im Dorf selbst nur noch einen Vollerwerbslandwirt.

Nach zwölfhundert Jahren bäuerlicher Lebensweise steht Beucherling nun an der Schwelle einer neuen Ära - dem Wohndorf. Es ist zwar gewünscht, aber eine schwierige Aufgabe, den bäuerlichen Charakter von Beucherling auch in Zukunft zu erhalten.
 
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